Liebe Schwestern und Brüder, liebe Gäste in St. Aegidien,
mit dem Palmsonntag tauchen wir ein in die aus dem Blickwinkel des christlichen Glaubens inhaltlich bedeutendste Woche des Jahres. Weihnachten wird wohl auch weiterhin gesellschaftlich und emotional viel größer gefeiert werden als Ostern. Dennoch ist das, was zwischen Palmsonntag und Ostern gefeiert wird, unendlich tief und existenziell.
Der Spannungsbogen von Palmsonntag über den Gründonnerstag, den Karfreitag, die Osternacht und den Ostersonntag nimmt alle Höhen und Tiefen der menschlichen Existenz in den Blick. Jesus Christus erlebt eine „Achterbahn der Gefühle“, indem er bejubelt und kurz danach verachtet wird, indem er intensive Gemeinschaft mit den Jüngern und danach tiefste Einsamkeit erfährt. Jesus, der für das „Leben in Fülle“ stand, wird zum Tod verurteilt und grausam hingerichtet, wobei er sogar das Gefühl der Gottverlassenheit erlebt. Unerwartet wird er von Gott zurück ins Leben gerufen, indem er vom Tode aufersteht und dafür der Stein vom Grab weggewälzt ist. Jesus lebt. Am Ende der Achterbahn steht das Leben in Fülle und die Hoffnung, dass alle menschlichen Wege bei Gott ins Leben führen.
Der an Weihnachten menschgewordene Gott zeigt seine unendliche Liebe zu uns Menschen darin, dass er uns Menschen durch alle Höhen und Tiefen solidarisch begleitet.
Ich wünsche uns eine gnadenreiche Woche mit viel persönlichem inneren Tiefgang und dem Gespür, dass Gott auch meine oft ungeraden Wege des Lebens in Treue, Solidarität und Liebe mitgeht.
Propst Martin Tenge

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